Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Es soll wirklich "hereinfordernd" heissen, nicht das übliche "herausfordernd".
Es scheint nämlich sonst normal zu sein, uns ständig herauszufordern.
Alles wird nach außen gezogen, unsere Meinung, Ansicht, Stellungnahme, was wir denken, fühlen, empfinden, träumen... unsere Bedürfnisse, Sehnsüchte, Ängste, Erfolge, Mißgeschicke, Freud und Leid, Lust und Frust...
Und in diesem immer rasanter drehenden Strudel von ständiger Veränderung mit dem unstillbaren Appetit nach Neuem können wir rasch die Übersicht verlieren, die Orientierung, wo ich beginne und der Andere aufhört und umgekehrt, die Grenzen verschwimmen...
Ist es da nicht eine gute Gelegenheit, so wie jetzt, gewissermaßen die "Reset-Taste" zu drücken und uns wieder auf uns selbst zu beziehen?
"Einen Moment mal...!" Was brauche ich jetzt gerade, was nehme ich wahr, was darf sich überhaupt erstmal in mir entwickeln (bevor ich es präsentieren muss)? "Darf ich mir die Zeit für mich und mit mir nehmen?"
Die Länge der Zeit ist dabei gar nicht entscheidend, es kann auch "nur" ein Augen-Blick sein. Ein Raum entsteht, in dem ich sein kann.
Dann kann - und sei es auch nur für einen Moment - mehr Ruhe in uns einkehren, auch unser Körper wird darauf reagieren und diese Wahrnehmung spürbar und freudig mit einem tieferen Atem, weicherem Nacken, lockerem Kiefer und entspannterem Verdauungssystem belohnen. Unser Nervensystem ist wieder in Balance.
Und dann können wir auch aus dem permanenten Befürchtungsmodus aussteigen, aus den Ängsten, die uns zur sofortigen Handlung zwingen und mit dem Hamstern von Nudeln und Klopapier einen sicheren Ort vorgaukeln wollen. Die gleichen Ängste, die keine Veränderung mögen und am liebsten alles so haben wollen, wie es einmal war. Aber wie war es denn? Wollen wir dahin wirklich zurück? Oder ahnen wir bereits, dass auch dies eine Suggestion unserer gegenwärtigen Befürchtung ist, eine warme Verklärung in dieser manchmal stürmischen Unsicherheit.
Und auch wenn wir nun zu Hause sind, wir sind nicht allein.
Es wird gerade viel von notwendiger "sozialer Distanz" gesprochen, aber das ist nicht richtig. Wir haben zwar eine physische (körperliche) Distanz, aber keine soziale. Der soziale Kontakt bleibt. Sei es online, per Telefon oder ein nachbarlicher Gruß aus dem Fenster, vom Balkon oder über dem Gartenzaun. Und auch da immer wieder: Ich nehme mich mit und bleibe bei mir.
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