Systemische Therapie
Im Family-Blog gibt es Neuigkeiten zu Themen des Instituts Family Affair und der systemisch-phänomenologischen Therapie
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02.Mai.2020

Vorsicht, aber keine Angst

Das die Öffentlichkeit beherrschende und geradezu durchdringende Thema seit Wochen und Monaten betrifft eine Form der Biomoleküle VIREN, den sogenannten Corona Virus, welchen eine Hülle mit kronenartigen Fortsätzen umgibt, die im Wesentlichen aus Eiweiß und Fettverbindungen besteht.

Ein Virus ist unendlich klein, etwa eine Milliarde Viren hätte Platz in einem Reiskorn. Sie sind keine Organismen, haben keinen Zellkern, sind aber auf einen Organismus als Wirt angewiesen, um sich zu vermehren. Viren sind von Anbeginn der Erde dagewesen, bereits zu Urzeiten waren sie in Zellen von Organismen eingebunden, auch in unseren menschlichen. Mikrobiologen schätzen mindestens 20 % unseres Erbguts viralen Ursprungs. Ein Virus kann trotz seines schlichten Aufbaus erstaunlich vielfältig auf Umweltbedingungen reagieren und Organismen dazu bringen, sich zu öffnen, damit die Erbsubstanz der Viren an der Zelle andockt, um sich zu verändern. Sogar unsere menschliche DNS ist eine "virale Erfindung", wie es heißt. Somit sind Viren seit jeher unsere "evolutionären Sparringspartner", wie es der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl ausdrückt. Es gibt sie überall auf der Welt und sie finden einen fruchtbaren Boden vor allem dort, wo das Immunsystem eines Organismus (Menschen, Tiere und Pflanzen) geschwächt ist.

Unsere menschliche Ausdrucksform, welche von einer fortschreitenden Geschwindigkeit und Überschreitung von (Umwelt-)Grenzen geprägt ist (schneller, besser, höher, weiter) und gleichzeitig ein fast überdimensioniertes Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit beinhaltet, scheint ebenfalls ein guter viraler Nährboden zu sein. Wir befinden uns in einem dauernden Wettkampf, mit uns selbst, mit anderen Lebewesen, mit der Natur, mit allem. Wir führen ständig Krieg und diese kriegerischen Vokabeln zeigen sich gegenwärtig auch in der Beziehung zu Viren. Allein der lateinische Wortursprung ("Schleim, Saft, Gift") zeigt dies. Wir wollen möglichst virenfrei sein, alles, was sich (scheinbar) gegen uns und unsere Ziele, unseren Fortschritt richtet, soll verschwinden. Am liebsten der Tod an sich, er hat in unserer "modernen Welt" nichts zu suchen, wir wollen möglichst "ewig leben".

Auf der medizinischen Ebene soll uns nun deshalb eine möglichst globale Impfung vor dem hochstilisierten Bösen schützen, eine "Wunderwaffe", die nicht frei von Nebenwirkungen ist und obendrein vermutlich auch die Wandlungsfähigkeit und die Resistenz des Virus unterschätzt. Dies zeigt sich ja schon bei den Grippeviren, wo die Impfung eines Jahres nicht unbedingt für das kommende wirksam sein muss.

Die beste Abwehr gegen Viruserkrankungen aller Art, so der Anthropologe Storl, ist ein gesundes, starkes Immunsystem und dieses wird durch Hygiene, sauberes Wasser, Luft, Sonnenschein, körperliche Bewegung, gute Ernährung, genügend Schlaf und durch seelische Faktoren, wie Liebe, Geselligkeit und allgemeine Lebensfreude am besten unterstützt.

Darüber hinaus wäre es für uns auf der psychischen Ebene auch aufschlussreich, sich mit dem sogenannten Schattenprinzip in Bezug auf das Virus zu befassen. Wo verhalten wir uns selbst wie die Viren? Vermehren uns global in großer Geschwindigkeit ? Dringen in Bereiche vor, ohne groß zu fragen? Machen uns (den Organismus) Natur "untertan"? Geben jegliche Informationen ständig blitzartig um die ganze Welt? Manipulieren und beeinflussen? Und andererseits: sind resilienter (widerstandsfähiger), als wir oft denken?

Im Sprachgebrauch der Nachrichten ist zur Zeit das Wort "warnen" an vorderster Stelle: es wird überall gewarnt, befürchtet, vermutet. "Warnen" hat eine große Zahl von Bedeutungen, sie reichen von rufen, wecken, bedrohen, ablenken, erschrecken, alarmieren, beunruhigen, aufscheuchen hin zu erinnern, aufmerksam machen, wachrufen. Wir können für uns nun spüren und entscheiden, wie wir es aufnehmen wollen und können.

Das Wort "Vorsicht" in meinem Titel ist in seiner Mitte mit Besonnenheit und Behutsamkeit verwandt. Auch der Mut ist idealerweise mit Besonnenheit verbunden. Erich Fried beschreibt in seinem Gedicht Was es ist die Vorsicht als ein begrenzendes Element der Liebe, in einer Reihe mit Angst (Enge) oder Stolz. Die Liebe ist also die Basis für alles.

 

 

 

 

 

 

 

 

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